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Die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam e.V. sowie der neugegründete Förderverein Jüdischer Friedhof Potsdam haben am 9. November 2023 anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zur Begehung des Jüdischen Friedhofs in Potsdam eingeladen.

Der 1743 angelegte Jüdische Friedhof in Potsdam dient mit einer Unterbrechung von 50 Jahren im 20. Jahrhundert kontinuierlich der Jüdischen Gemeinde zu Potsdam für die Bestattung nach jüdischem Ritus. Langjährige Vernachlässigung und immer wiederkehrende gezielte Zerstörungen haben jedoch zu einer Vielzahl an Substanzschädigungen und materiellen Verlusten geführt. Die Trauerhalle muss saniert werden und auch eine Erweiterung des Geländes ist eine dringende Notwendigkeit.

Um eine verbesserte Pflege und Erhaltung des Friedhofs zu gewährlisten haben daher die Initiatoren der Veranstaltung zur Begehung und zum Spendenaufruf gebeten. Unterstützt wird das Vorhaben durch den bekannten Violinisten Daniel Hope, der für eine Teilnahme vor Ort gewonnen werden konnte.  In seiner Rede rief er die Anwesenden dazu auf für die Sanierung der Trauerhalle zu spenden.

Wenn auch Sie helfen wollen, können Sie ihre Spende an das Konto der Jüdischen Gemeinde Potsdam richten:

Kreditinstitut: Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam
IBAN: DE42 1605 0000 1000 6163 94
BIC: WELADED1PMB
Verwendungszweck: Trauerhalle (Bitte auf jeden Fall angeben)

Zahlreiche Gäste folgten der Einladung – Vertreter*innen der Brandenburger Landespolitik und der Potsdamer Stadtgesellschaft sowie zahlreiche Gemeindemitglieder. Begrüßt wurden die Anwesenden im Hof vor der Trauerhalle durch Susanne Krause-Hinrichs, Mitglied im Vorstand des Fördervereins Jüdischer Friedhof, sowie Evgeni Kutikow, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde der Stadt Potsdam. Anschließend gab es Grußworte von Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und Mike Schubert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam. Danach hatten die Gäste die Gelegenheit die Trauerhalle von innen zu besichtigen. Hier rief Daniel Hope in seiner Rede dazu auf für die Sanierung der Trauerhalle zu spenden. Abschließend sprach der Landesrabbiner Ariel Kirzon ein Kaddisch an der Gedenktafel  für die Jüdinnen und Juden, die zwischen 1933 und 1943 aus Potsdam vertrieben wurden oder ihre Deportation in die Vernichtungslager nicht überlebten, sowie am Grab des Vorfahren von Daniel Hope, dem ersten Rabbiner Potsdam Michel Hirsch (Jechiel Hirsch).

Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke sagte anlässlich der Begehung: „Der Erhalt und die Pflege jüdischer Traditionen sind für uns heute mehr denn je Auftrag und Verpflichtung. Der Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel zeigt, wie wichtig es ist, sich in aller Entschiedenheit für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen stark zu machen. Das darf auch 85 Jahre nach der Reichspogromnacht nicht vergessen werden. Ich bin sehr dankbar dafür, dass nicht nur der Friedhof hier in Potsdam wieder genutzt wird, sondern auch in anderen Orten Brandenburgs Gemeindestrukturen entstanden sind und sich jüdisches Leben entwickelt. In Brandenburg gibt es mindestens 57 jüdische Friedhöfe in 50 Kommunen. Das zeigt, dass jüdisches Leben und jüdische Traditionen zu unserem Land gehören.“

Wissenschafts- und Kulturministerin Dr. Manja Schüle, fand in ihrer Rede anlässlich des Gedenktages klare Worte: „Warum erinnern wir jedes Jahr an die Pogrome vom 9. November 1938? Weil es geschehen ist und folglich wieder geschehen kann. Das hat der 7. Oktober 2023 auf tragische Weise gezeigt. Die Umstände mögen sich unterscheiden – doch beiden Gewaltexzessen liegt der blindwütige Hass auf Jüdinnen und Juden zugrunde, die Unfähigkeit zur Empathie, der Wille zu Tod, Zerstörung und Leid. Heute, 85 Jahre nach den Novemberpogromen 1938 und wenige Wochen nach den Terrorangriffen der Hamas, gilt es zusammenzustehen gegen diejenigen, die aus der Geschichte nichts gelernt haben. Zusammenzustehen für ein friedliches Miteinander und ein angstfreies Leben in unserem Land. Denn: Nie wieder ist jetzt.“

Mike Schubert, Oberbürgermeister der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, unterstrich in seiner Rede die immense Bedeutung des Friedhofs, nicht nur für Potsdam, sondern auch in Hinblick auf die deutsche Geschichte: „Der jüdische Friedhof Potsdams, 1743 angelegt, verkörpert für und in der Landeshauptstadt Brandenburgs das jüdische Ewigkeitsrecht. Die ritenkonforme Bestattung nimmt im jüdischen Glauben eine tragende Säule in der Religionsausübung war. Daher ist es selbstverständlich, dass ein solcher Ort niemals aufgegeben oder gar eingeebnet werden darf. Gerade im Bewusstsein unserer deutschen Geschichte möchte ich das hier und heute noch einmal betonen. Die Übertragung des an den jetzigen Friedhof angrenzenden Flurstücks ist damit letztlich auch ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt des jüdischen Lebens in Potsdam.“

Prominenter Unterstützer des Vorhabens und weltbekannter Violinist Daniel Hope, sagte: “Die Bewahrung unseres jüdischen Erbes und die Erinnerung daran ist mir ein besonderes Anliegen. Ich wünsche mir ebenso, dass wir alle in Frieden und Toleranz miteinander leben können.”

Susanne Krause-Hinrichs, Vorstandsmitglied des Fördervereins Jüdischer Friedhof Potsdam und Mitinitiatorin der Veranstaltung zeigte sich entsetzt, wie tagtäglich auf Straßen und im Netz neue antisemitische Hassparolen aufkommen, dass das unermessliche Leid der Opfer des Massakers vom 7. Oktober kaum Mitleid auslöst und auch junge und gebildete Menschen antisemitische Stereotypen nachhängen: „Um diesen Alptraum der Jüdinnen und Juden zu beenden, muss sich Politik – aber vor allem auch die Zivilgesellschaft – dem sich täglich verschärfenden Antisemitismus klar und nachhaltig entgegenstellen. Dies bedarf einer großen gemeinsamen Anstrengung auf allen gesellschaftlichen Ebenen.

Auch Mitveranstalter und Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Potsdam Evgeni Kutikow sprach in seinem Grußwort die traurige, neue Lebensrealität von Jüdinnen und Juden in Brandenburg an: „Ich hätte damals nie gedacht, dass wir unsere Gemeinde hinter Stacheldraht und Betonklötzen verstecken müssen. Dass wir Angst haben müssen, um unsere Kinder, die in der Schule oder an der Universität als Juden erkannt und ausgegrenzt oder gar bedroht werden.“

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