„Ich denk, wenn ich an Europa denke, denke ich an den Osten, weil der Westen ist langweilig. Und der Westen ist das, was wir alle kennen. Also sag ich jetzt mal, wir sind ja eh Europäer, deswegen ist für mich das neue Europa der Osten”.

Der Dokumentarspielfilm ist in Zusammenarbeit mit Schülern, Studenten und Auszubildenden aus Polen, Tschechien, der Slowakei und Deutschland entstanden. Er handelt von ihren Hoffnungen, Ängsten und Chancen in Europa. Es entstand ein lebendiges aber auch kritisches Bild von Themen und Meinungen aus verschiedenen europäischen Orten (u.a. Posen, Krakau, Bratislava, Prag und Berlin), das besonders bei jugendlichen Zuschauern Neugierde weckt, informiert und Fragen aufwirft. Der Film als DVD ist in den vier Landessprachen mit englischen Untertiteln erhältlich.

Hintergrund

In verschiedenen Workshops in Deutschland, Polen und Tschechien haben Jugendliche gemeinsam mit einem Filmteam und EU-Expertinnen über ihre Ideen und Visionen zu Europa entwickelt und diskutiert.

In einer ersten Phase wurden die Ängste und negativen Aspekte herausgearbeitet, die mit der EU-Osterweiterung in Verbindung gebracht werden: So standen die unterschiedliche Wirtschaftskraft, die Sorge vor Kultur- und Identitätsverlusten, Vorurteile und Klischees neben Überheblichkeit und aktueller wie historischer Rivalität. In ihrer positiven Umkehrung entwickelten die Jugendlichen europäische Visionen, die sich erstaunlicher Weise kaum voneinander unterschieden: Als gemeinsames Ziel für Europa betonten die Jugendlichen ein tolerantes, demokratisches, gleichberechtigtes, vereintes Zusammenleben.

In einer zweiten Phase ging es darum, die erarbeiteten Ideen zu Europa filmisch umzusetzen. Eigene Filmszenen zu kreieren, zu schreiben und auf diesem Wege, ihre Gedanken zu Europa und seiner Zukunft filmisch umzusetzen, fanden die Jugendlichen besonders reizvoll. Aber auch Interviews auf der Straße und kurze Statements in Posen, Krakau, Bratislava, Prag und Berlin sollten ein vielseitiges Bild über die Stimmung im Hinblick auf das erweiterte Europa und zur Europaidee wiedergeben.

Filmische Umsetzung

Die Dramaturgie des Films entwickelt sich entlang einer Rundreise durch Europa, die in Berlin beginnt, über Posen und Krakau nach Bratislava in der Slowakei führt und über Prag den Weg zurück findet. Die Protagonisten des Films sind die Jugendlichen der Workshops, die in der jeweiligen Stadt zu Hause sind. Vereinigendes Element der gespielten Szenen in jeder Stadt ist ein Tisch, um den sich jeweils eine Gruppe von Jugendlichen versammelt – um über unterschiedlichste Themen Europas zu sprechen.. So unterhalten sich z.B. Studenten aus Posen über Mode und unterschiedliche nationale Stile:

Maria: „ Frauen in Paris ziehen sich wirklich toll an, für mich allerdings etwas zu elegant. Sie haben aber tollen Schmuck, was mir sehr gut gefällt.”

Anna: „In England gefallen mir Schuhe, besonders Schuhe. Es gibt viele fantastische Schuhe.”

Joanna: „A propos elegante Französinnen, was das anbetrifft, ziehen sich deutsche Frauen eher wie Männer an. Und es gefällt mir eigentlich , dass sie sich nicht um die Kleidung kümmern.”

Helena: „Seien wir mal ganz ehrlich. Polinnen kleiden sich sehr weiblich.”

Maria: „Zu weiblich.”

Jan:„Ich lehne vom Markt etablierte Trends ab, und ziehe es vor sich nach einem individuellen Stil zu kleiden. Ich lasse mir da nichts von anderen vorschreiben.” (…)

Neben jeweils einer Tischszene in Posen, Krakau, Bratislava, Prag und Berlin werden die Städtebilder durch unterschiedliche Straßeninterviews und Statements bereichert. Die zentralen Fragen, die die Jugendlichen auf der Straße, vor der Uni, vor und in der Schule an andere Jugendliche stellten, waren

  • „Was erhoffst Du dir von Europa?”
  • Was ist Deine Vision von Europa?
  • „Was hältst Du von der Erweiterung der EU?
  • Was fällt Dir ein, wenn Du an die EU-Erweiterung und an Europa denkst?”

Dabei gilt allgemein festzustellen, dass die Jugendlichen aus den neuen Mitgliedsstaat stärker als die Jugendlichen aus Deutschland, die neuen Möglichkeiten bez. Reisen, Studieren und ev. auch Arbeit finden, hervorheben und stärker die Sorge vor einer westeuropäischen Dominanz äußern.

  • „Ich bin sehr zufrieden, dass Polen der Eu beigetreten ist, weil es für uns eine riesige Chance ist, besonders für uns junge Leute. Zugleich habe ich Angst vor dem Verlust der nationalen Identität.”

Die Antworten decken eine vielseitige Bandbreite von zuversichtlichen bis zu äußerst kritischen Statements ab.

  • „Ich find´s nicht unbedingt gut, dass alle Länder in die EU kommen. Also bestimmte Länder sind OK, aber nicht alle.”
  • „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Europa so, als eine Einheit zusammenwächst, weil einfach viel zu viele Länder ihr eigenes Ding drehen.”
  • „ Ich glaube, dass die EU bis jetzt unsere Pläne nicht erfüllt hat und uns nicht gegeben hat, was sie sollte…. – Was die Gleichheit angeht, so habe ich das Gefühl, dass sich zwischen den Völkern wahre Abgründe befinden.
  • „Naja, es ist ja was Einmaliges. Es wär was Neues. Es wär´ne Chance. Es wär’n Leitbild für den Rest der Welt, … vielleicht, dass nach ganz viel Krieg, ganz viel Leid, ganz viel negativen Erfahrungen, die Menschen realisieren: Ihr seid ja genau wie wir. Obwohl das n anderes System ist und darüber finden wir zusammen. Aber der Witz ist, man findet halt über den Konsens Geld zusammen. Aber Hauptsache, man findet überhaupt zusammen. Besser so, als gar nicht.”
  • „ Ich persönlich denke, dass die Erweiterung der Eu nur ein formaler Schritt war. Als Slowakin fühle ich mich nicht anderes, nicht besonders in Europa.”
  • „Es wird nur für bestimmte Staaten gut. Denjenigen Staaten, deren Wirtschaft nicht so gut ist und auf nicht so hohem Niveau entwickelt ist, wird es nicht so gut gehen.”

Produktionsdaten

Titel: Eureka! Junge Menschen aus Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Deutschland entdecken das erweiterte Europa

Format: DV PAL Stereo Farbe, auf DVD erhältlich
Länge: 30 Minuten
Sprachen: polnisch, slowakisch, tschechisch und deutsch, Untertitel in englisch
Produktion: Netzwerk Migration in Europa e.V. und Be-Productions
Regie: Bea Be