George Shefi wurde am 29. November 1931 in Berlin geboren und verbrachte seine frühen Jahre als Kind einer gut situierten Berliner Familie, in der er behütet und umsorgt aufwuchs. Erstmals am 10. November 1938, dem Tag der Reichspogromnacht, war der damals Siebenjährige dem Terror der Nationalsozialisten ausgesetzt.
Um ihn vor weiteren Nachstellungen der Staatsmacht zu schützen, gab ihn seine Familie in die Kindertransporte, die von der englischen Regierung vor dem Hintergrund der Appeasement-Politik in die Wege geleitet worden waren. Ihm gelang auf diese Weise die Flucht. Seine Mutter, eine Tante und sein Großvater wurden in Deutschland zur Zwangsarbeit genötigt. Sein Großvater starb unter dieser Belastung bereits nach kurzer Zeit, seine Mutter und seine Tante wurden 1941 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.
Shefi wuchs in den Folgejahren in einer englischen Familie auf. 1940 musste er bei einem Aufenthalt in London die Bombardierung der Stadt durch die deutsche Luftwaffe miterleben. Ein Jahr später verließ er sein Gastland und schiffte sich auf einem Truppentransporter mit 6.000 kanadischen Soldaten Richtung Kanada ein. Auf dem Nordamerikanischen Kontinent angekommen, begab er sich zu einem Onkel in den Vereinigten Staaten. Im Alter von 17 Jahren verließ Shefi mit seinem Onkel die USA und emigrierte nach Israel, wo er bis heute mit seiner Familie lebt. Durch Zufall stieß er im Alter von 35 Jahren auf die Spur seines Vaters, der nach Australien ausgewandert war und sich dort eine Existenz aufgebaut hatte.
In Deutschland deutsch zu sprechen war für ihn viele Jahre nicht vorstellbar. Zwar erschien bereits 2004 sein Buch „The Way of Fate“ (Der Weg des Schicksals), aber erst nach einer ersten deutsch-israelischen Begegnung der Generationen in Gollwitz im Jahr 2013 entschloss er sich, in den Dialog mit deutschen Schüler*innen zu treten.
Für diesen unermüdlichen Einsatz in der Gedenkarbeit zeichnete ihn im Sommer 2019 Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg aus. Im Rahmen der Feier in der Staatskanzlei sagte Woidke: „Es ist eine beispiellose versöhnliche Geste, dass diejenigen, die so viel Brutalität, Hass und Barbarei ertragen mussten, den Mut und die Kraft gefunden haben, uns davon zu berichten.”
Bilder: Kai Abresch