Das Projekt Grenzen überschreiten! – Ein Integrationsworkshop für deutsch-polnische Schulprojekte, war lange vorbereitet worden: Seit der Bydgoszcz-Konferenz traf sich in Berlin und Frankfurt (Oder) eine kleine Gruppe von Enthusiasten mehr oder weniger regelmäßig, um für den Beginn des Schuljahres 2003/04 eine Projektwoche für besondere Schulen zu gestalten: An der deutsch-polnischen Grenze gibt es mehrere sog. deutsch-polnische Schulprojekte, in denen Deutsche und Polen gemeinsam zur Schule gehen.

Trotz der Bemühungen der Lehrer kam es allerdings immer wieder zum enttäuschenden Resultat, dass sich die beiden Schülergruppen doch kaum näherkommen, obwohl genau das Ziel derartiger Projekte ist. Diesem Mißstand wollten insbesondere einige Absolventinnen solch grenznaher Schulen Abhilfe schaffen: Milena, Maja und Magda setzten sich seit Frühjahr 2002 dafür ein, dass ein „Grenzschulprojekt” unter dem Dach von Horizont e.V. stattfindet.

Nun war es endlich soweit: Am 8. September stiegen wir – Milena, Maja, Magda und ich – in Frankfurt in den Zug und fuhren nach Cottbus. Dort warteten bereits Frank, Eywie, Sylvia und Manuel vom Zirkus Harlekids aus Senftenberg auf uns. Gemeinsam fuhren wir nach Kreisau, dem Ort, an dem die Integrationswoche stattfinden sollte.

Die Nacht wurde kurz, denn bereits gegen 6 Uhr traf der Bus mit den 40 Schülern aus Schulen in Gartzer und Löcknitz ein. Die Schüler waren bereits informiert, was sie in Kreisau erwarten würde, aber wie es tatsächlich aussehen sollte, das wussten nicht einmal wir genau: Mit den Artisten von Harlekids sollten die Schülerinnen und Schüler in nur vier bis fünf Tagen eine gemeinsame und komplette Zirkusvorstellung zusammenstellen, akrobatische Darbietungen und fast schon Kunststücke einüben, um sie dann am Samstagnachmittag vor Gästen aus Kreisau und Umgebung aufzuführen.

Nachdem wir uns bis zum Mittagessen bei einigen guten Integrationsspielen, die von Milena angeleitet wurden, etwas besser kennengelernt hatten, gaben die Zirkusartisten eine kurze Kostprobe dessen, was sie zu bieten hatten – und was die Schüler ausprobieren und später selbst trainieren konnten.

Die Zeit bis zur Vorstellung am Samstag verlief wie im Flug, schließlich war es soweit: Um 17.00 Uhr waren viele Kinder mit ihren Eltern nach Kreisau gekommen und warteten gespannt, was der Zirkus zu bieten hatte: Eywie machte zu Beginn einige der Kinder ganz besonders glücklich, als er mit ihnen auf einem Einrad durch die Manege fuhr und sie Teller drehten. Dann kamen die Artisten aus den beiden Schulen. Mit großartigen Darbietungen beeindruckten die Jongleure, Diabolospieler, Einradfahrer, Kugelläufer und Rola-Bola-Artisten. Natürlich gab es auch Zauberei und Clownerie – in Deutsch und Polnisch.

Am Abend waren alle geschafft – aber glücklich. Nach einer Auswertungsrunde begann gegen 11 Uhr abends ein hektischer Aufbruch. Kaum im Bus, schliefen alle – die Woche hatte doch ganz schön Kräfte gekostet. Umso größer war der Stolz auf das Erreichte: Eine durch und durch ungewöhnliche Projektwoche war es für die meisten. Unser Ziel, deutsche und polnischer Schüler einander näher zu bringen, haben wir voll erreicht, wahrscheinlich haben wir auch den nahegelegenen Schulen zu mehr Austausch verholfen. In der Woche danach erreichten uns begeisterte Briefe, die über neidische Mitschüler berichteten und alle Hoffnung auf ein ähnliches Projekt im nächsten Jahr vermitteln.