Auf dem Gelände der Berliner Sophie-Scholl-Schule steht der massive Klotz eines Hochbunkers, Relikt des 2. Weltkrieges, erbaut von deportierten Zwangsarbeiten aus der heutigen Ukraine, die mit ihren Familien in der Sophie-Scholl-Schule kaserniert waren. Seit einigen Jahren schon verwandeln Schüler und Schülerinnen unter der Leitung der Kunstlehrerin Andrea Busse sowie dem Historiker und pensionierten Lehrer Bodo Förster diesen Ort der Erinnerung für kurze Zeit in einen temporären Kunstraum. Für das mittlerweile siebte Ausstellungsprojekt der Sophie-Scholl Schule 2014 erarbeitete die Künstlerin Kirsten Hense mit 120 Schülerinnen und Schülern eine zentrale Installation mit dem Titel PRÄGUNGEN. Kern des Projektes war im Bunker die Errichtung einer zwei
Quadratmeter großen Schatzkammer, die durch eine Öffnung an jeder Seite begehbar ist. Von außen wurde sie von 120 goldglänzenden Messingplatten überzogen, die als Halbreliefs in der Technik des Metalltreibens bearbeitet waren. Die Motive gestalteten Schülerinnen und Schüler der 8.- 11. Klassenstufe und bezogen sich dabei auf persönliche und gesellschaftliche Werte, welche ein demokratisches, die Vielfalt der Menschen und ihre Kultur schätzendes Miteinander erlauben. Eben jene Werte, die im Nationalsozialismus verdrängt wurden.
Nur die äußere Kammerhülle wurde gestaltet – das Inneren blieb frei für Empfindungen und Vorstellungen von übergeordneten und überdauernden Werten, die als Schatz im Innersten gehütet werden. Die Installation im Bunker sollte auf die Bedeutung von innerer und äußerer Kraft verweisen, die es zu mobilisieren gilt, wenn Krisen und äußere Bedingungen die Situation der Bevölkerung verschlechtert und Empfänglichkeiten für rechtsradikale und antidemokratische Gedanken erhöhen. Daraus ergab sich eine ganz aktuelle Botschaft der Schüler gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.