Gemeinsam mit den Zuschauenden beging die Projektgruppe von „verschleppt jung ohne ich“ den Ort, an dem vor über 70 Jahren Deutsche im NS-Regime 800 junge Frauen aus Polen, Frankreich und anderen Ländern gedemütigt und ausgebeutet haben. Wie können wir mit den Geschichten der Überlebenden umgehen und sie weitererzählen? Was hat das mit uns heute zu tun? Dies waren Fragen, denen sich das Eberswalder Zentrum für demokratische Kultur, Jugendarbeit und Schule in dem Projekt „verschleppt jung ohne ich“ näherte. Ziel war es, die Erinnerungen der Opfer zu bewahren.

Als Textgrundlage der Performance „verschleppt jung ohne ich“ dienten daher authentische Berichte, insbesondere die der drei polnischen Frauen Wacława Gałęzowska, Janina Wyrzykowska und Marianna Bogusz. In der Recherchephase setzten sich die zehn Jugendlichen intensiv mit Themen wie NS-Zeit, NS-Zwangsarbeit und insbesondere mit dem ehemaligen KZ-Außenlager in Eberswalde sowie den Zeitzeugenberichten auseinander. Gemeinsam mit dem künstlerischen Team des Kanaltheaters identifizierten die Jugendlichen wichtige Orte des Lagers wie z.B. den Lagereingang, den ehemaligen Appellplatz oder das Waschhaus. An diesen Orten wurden jeweils Texte zu bestimmten Themen wie der Wegnahme der Kleidung, Essenausgabe oder Appellstehen mit abstrahierten Handlungen performt. Ein besonderes künstlerisches Element war das mobile Bühnenbild von 40 Zaunteilen, die von Spielenden und ZuschauerInnen über mehrere Stationen mitgetragen werden musste. Die Zuschauenden konnten darin aber auch eine Anspielung darauf sehen, dass die Bevölkerung die Zäune durch passives Verhalten auch mitgetragen hat.

Insbesondere in den letzten Wochen vor der Premiere wuchs die deutsch-polnische Gruppe eng zusammen, so dass Sprachbarrieren plötzlich keine Rolle mehr spielen schien. Auch nach Projektabschluss hält diese Verbundenheit zwischen einigen Jugendlichen bis heute an.