Das Modellprojekt „Vorurteile abbauen, antisemitische Ressentiments bekämpfen“ ist 2015 vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA) entwickelt worden und wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durchgeführt.

Im Sommer 2014 hat sich bereits mit den antisemitischen Vorfällen im Zuge der Gaza-Demonstrationen zum Nahostkonflikt der dringend notwendige Bedarf an politischer Bildungsarbeit in diesem Bereich gezeigt. Mit den 2015 verzeichneten Anstieg verbalen und tätlichen Angriffen auf junge Israelis, JüdInnen in Berlin und asylfeindlichen Demonstrationen im gesamten Bundesgebiet hat sich dieser weiter verstärkt. Rassismus und antisemitische Ressentiments sind, wie jene Übergriffe und Kundgebungen gezeigt haben, in allen Teilen der Gesellschaft in unterschiedlicher Intensität vorhanden, weshalb auf dieses gesamtgesellschaftliche Problem in der Schulbildung reagiert werden muss.

Die von einem interkulturell-interreligiösen Team durchgeführten interaktiven Lernwerkstätten sollen SchülerInnen der 9. bis 12. Klasse einen selbständigen, reflektierten Umgang mit Vorurteilen, Rassismus und Antisemitismus ermöglichen. In den Lernwerkstätten sollen die Jugendlichen sowohl für Vorurteile und Ausgrenzung im Allgemeinen, als auch für Ressentiments, im speziellen für Antisemitismus, sensibilisiert werden. Auf Basis dieser Sensibilität für antisemitische Ressentiments sollen sie darin bestärkt werden, diese zu hinterfragen und demokratische Akzente gegen Antisemitismus und andere Formen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu setzen.

Das Programm wird in Rücksprache mit den LehrerInnen im Hinblick auf Vorfällen und Vorkenntnissen für jede Schulklasse angepasst. Die Methoden wechseln zwischen verbaler Wissensvermittlung, PowerPoint- und Video-Darstellungen, interaktiver Rollenspiele und Arbeit in Kleingruppen. Das pädagogisch-didaktische Material speist sich aus dem Monitoring (Online-Recherche sowie audiovisuelle Feldbeobachtungen) des Jüdischen Forums und wird mit Hilfe von ExpertInnen aus Wissenschaft und Pädagogik für die Erfordernisse der politischen Bildungsarbeit im Jugendalter stetig weiterentwickelt.

Im dritten Teil der Lernwerkstatt können die Jugendlichen ihre Lernergebnisse in Kleingruppen künstlerisch reflektieren. Dabei fertigen sie Collagen zum Thema Rassismus und Antisemitismus an. Die SchülerInnen werden dabei angeleitet, auch selbständig die angesprochenen Themen in die unterschiedlichsten Richtungen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu erweitern oder auf eigene Lebenserfahrungen anzuwenden. Die dabei entstehenden Plakate werden im Rahmen einer schul-internen Ausstellung vor einem erweiterten Publikum von den SchülerInnen präsentiert und ggf. mit eingeladenen Gästen diskutiert.

Das Projektteam zielte 2016 darauf ab, möglichst viele SchülerInnen mit unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen, religiösen Hintergründen in Schulen unterschiedlichen Typs zu erreichen, um verschiedene Curricula zu erproben und weiterzuentwickeln. Dabei wurden Lernwerkstätten in zehn Gymnasien, Gemeinschaftsschulen, Gesamtschulen bzw. Oberstufenzentren in drei Bundesländern (Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt) durchgeführt.