Mit Unterstützung der F.C. Flick Stiftung und in Zusammenarbeit mit dem Amt für Migration und Integration der Stadt Leipzig fand am 22. Oktober im ehemaligen Zentralstadion in Leipzig ein Workshop zum Thema Rassismus und Diskriminierung statt.

Die SRtRC-Workshoptour 2010 war am 22. Oktober zu Gast in Leipzig. Veranstaltungsort war die Red Bull Arena Leipzig. Auf dem Programm standen der SRtRC-Workshop und die anschließende Diskussion mit RB-Keeper Christopher Gäng. Prominente Unterstützung bekam das SRtRC-Team vom Ex-Chelsea Spieler Paul Canoville, der für diese Veranstaltung aus London angereist ist.

„Einmal beim Aufwärmen an der Seitenlinie hörte ich all diese rassistischen Beleidigungen. Es gab Affenlaute, es wurden Bananen nach mir geworfen. Ich dachte, dass es die Zuschauer der gegnerischen Mannschaft wären – als ich mich aber umdrehte sah ich, dass es meine eigenen Fans waren.“

Das ist eines von vielen Erlebnissen, das Paul Canoville in seiner Zeit als Spieler bei Chelsea London hatte. Eine harte Zeit für ihn, in der er mehr als einmal daran dachte, seine Karriere zu beenden. Erfahrungen die er mit Rassismus gemacht hat, teilt er jetzt mit Kindern und Jugendlichen, um zu zeigen, wie schlimm dies ist. Deshalb engagiert er sich seit vielen Jahren auch bei Show Racism the Red Card in England und zögerte keine Sekunde, der Einladung nach Leipzig zu folgen.

Zu Gast in der Red Bull Arena Leipzig waren Schülerinnen und Schüler der Apollonia-von-Wiedebach-Schule, um sich mit unterschiedlichen Formen von Diskriminierung und Rassismus auseinanderzusetzen. Die persönlichen Erfahrungen von Paul Canoville, die immer wieder in den Workshop einflossen, berührten die Kinder enorm und zeichneten ein ganz anderes Bild von Profifußballern, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Weder ein Millionär noch Superstar stand vor den Kindern, sondern ein Mensch, dem unvorstellbarer Hass aufgrund seiner Hautfarbe entgegengebracht wurde.

Ausgangspunkt des Workshops war eine Szene aus dem SRtRC-Film: Samuel Eto’o wollte während eines Spiels für den FC Barcelona den Platz verlassen, weil er von den Rängen permanent rassistisch beleidigt wurde. Eine Szene, die sich 2006 tatsächlich so ereignet hatte und sich vor circa 4 Wochen trauriger Weise in Italien wiederholte. Während einer fiktiven Pressekonferenz zu diesem Anlass entbrannten lebhafte Diskussionen zwischen den Kindern, wie man sich in solch einer Situation verhalten kann und welche Strategien man für die Zukunft entwickeln kann, um Rassismus und Diskriminierung effektiv zu begegnen.

Im Anschluss an die Gruppenarbeit und Pressekonferenz bestand die Möglichkeit, auch RB-Keeper Christopher Gäng zu seinen Erfahrungen mit Rassismus im Fußball zu befragen. Dabei zeigte sich eines: Rassismus und Diskriminierung sind keine Phänomene der 70er und 80er Jahre, sondern nachwievor existent. Selbst ein so junger Spieler wie Christopher Gäng, er ist 22 Jahre alt, konnte von solchen Vorfällen berichten. In seiner Zeit bei Hertha BSC wurden während eines Auswärtsspiels seine Mitspieler von Zuschauern verhöhnt, beleidigt und verbal attackiert. Auch anderen Fragen stand der Keeper Rede und Antwort: Welche Spieler er als Vorbild hatte und wie es ist, im Team von RB Leipzig zu sein. Die Kinder waren jedenfalls begeistert, einem Profispieler Fragen stellen zu können und diese ausführlich beantwortet zu bekommen. Profispieler kennen zu lernen, Lernort Stadion und politische Bildung sind eine Mischung, die den Kinder sicher lange in Erinnerung bleiben werden.

Es ist toll, mit RB Leipzig Partnerverein gewonnen zu haben, der nicht lange zögerte SRtRC zu unterstützen. „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir uns gegen Rassismus engagieren und dieses Projekt unterstützen. Wir haben eine Vorbildfunktion und wollen mit gutem Beispiel vorangehen“, unterstrich daher auch der Geschäftsführer von RB Leipzig, Dr. Dieter Gudel.

Buchlesung mit Paul Canoville

Paul Canoville, ehemaliger Spieler von Chelsea London und Buchautor ist im Rahmen eines Workshops nach Leipzig gekommen. Am 23.10. hat er aus seinem Buch “Black and Blue – How Racism, Drugs and Cancer almost destroyed me” gelesen. Stattgefunden hat die erste SRtRC-Buchlesung im Kap West.

Paul Canoville, Protagonist im Show Racism the Red Card-Film und langjähriger Unterstützer des Projekts in England kam nach Leipzig, um aus seinem aktuellen Buch zu lesen. Am 23. Oktober stellte er seine im vergangenen Jahr in England prämierte Autobiographie “Black and Blue: How Racism, Drugs and Cancer almost destroyed me” (Best Sports Autobiography 2009) vor.

Der Autor war der erste schwarze Profi, der für den FC Chelsea auflief. Er spielte von 1981 bis 1986 für die „Blues”, bevor er zum FC Reading wechselte. Eine Knieverletzung beendete seine Karriere schon im Alter von 24 Jahren. Danach folgten schwere Schicksalsschläge wie zwei Krebserkrankungen, der Tod seines Kindes, und Obdachlosigkeit. In seinem Buch schildert Canoville seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Rassismus, nicht nur im Fußball, sondern im England der 1970/80er im Allgemeinen. Sein Buch gibt daher auch einen Einblick in die gesellschaftspolitischen Zustände in dieser Zeit.

Circa 30 Gäste folgten der Einladung und bekamen interessante, aber auch erschütternde Geschichten aus dem Leben des Paul Canoville zu hören. Seine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus aufgrund seiner Hautfarbe standen dabei im Mittelpunkt. Seien es Schilderungen von Situationen, in denen er während des Aufwärmens mit Bananen beworfen wurde oder wie er von Zuschauern in Ku-Klux-Klan Verkleidung angefeindet wurde – bewegt hat dies jeden.

Sein Besuch in Leipzig hat aber auch sein von Deutschland gewandelt. Bei seinem ersten Besuch in Gladbach mitte der 80er Jahre wurden er und zwei Mitspieler auf der Straße rassistisch bleidigt und bedroht. Die Herzlichkeit mit der er jedoch in Leipzig empfangen wurde änderte seine Meinung nachhaltig: Sei es durch die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern während des Workshops in der Red Bull Arena am Tag zuvor oder während des Besuchs eines Spiels der BSG Chemie Leipzig – überall wurde er freundlich und respektvoll empfangen.

Die Veranstaltung war eine Kooperation mit: Bunte Kurve Leipzig, Referat für Migration und Integration der Stadt Leipzig, FARE, BSG Chemie Leipzig und unterstützt durch die F.C. Flick-Stiftung.